Der THP - was versteckt sich dahinter?

Der Begriff THP (Tierheilpraktiker) sagt nichts Konkretes über sein wirkliches Können aus, sondern weist ihn in Anlehnung an den HP (Humanheilpraktiker) in 1. Linie als Nicht - Tierarzt aus. Damit ist gesetzlich klargestellt, was er nicht darf: Krankheiten wie z.B. Seuchen, Zoonosen, Tollwut etc. darf er nicht behandeln. Auch ist ihm nicht erlaubt zu impfen, zu narkotisieren, rezeptpflichitge Medikamente zu verschreiben oder umzuwidmen und Medikamente abzugeben. Der Gesetzgeber schreibt keinen bestimmten Ausbildungsweg vor, er verlangt nur einen sog. Sachkundenachweis. D.h. der THP muß im Falle einer Anklage durch einen unzufriedenen Kunden belegen können, daß er sich Sachkenntnis in seinem Tun angeeignet hat. Wie diese Sachkenntnis auszusehen hat, ist dem THP selbst überlassen. Prinzipiell kann also jeder Mensch nach einem Wochenendkurs sein THP Schild über seine Haustür hängen....

Das tatsächliche Können eines THP hängt von seinen persönlichen Interessen und seiner Motivation zu weiterer Fortbildung nach einem sog. Grundstudium ab. Dieses THP-Grundstudium findet in den allermeisten Fällen nebenberuflich an 1- 2 Wochenenden im Monat statt und kann nur eine Orientierung innerhalb der großen Bandbreite der alternativen Tierheilkunde sein. Nach diesem, im Normalfall sich über 2 Jahre erstreckenden Grundstudium, weiß der Absolvent - der jetzt bereits als THP bezeichnet wird - daß er im Grunde Nichts weiß..... Dies ist für viele THP eine bittere Erkenntnis, denn THP Schulen versprechen alle in ihren Studieninformationen, daß der Absolvent sofort nach dem Studium fit genug ist, seine Praxis zu eröffnen. Die Wirklichkeit sieht aber dann doch ganz anders aus, wenn ein THP nicht nur symptomatisch arbeiten möchte, sondern den Anspruch hat, dort anzufangen, wo die Schulmedizin ihre Grenzen erreicht. Jetzt sind Praktika und Fortbildungen in therapeutischen Verfahren gefragt. Denn bei der Vielzahl der existierenden therapeutischen Verfahren können im THP Grundstudium nur die gängigsten Verfahren zur späteren Orientierung vorgestellt werden und die schulischen Praktika lassen verständlicherweise nur einen kleinen Bereich der wirklichen Praxis erfahren.

Der Fortbildungsweg und damit die Spezialisierung eines THP auf bestimmte therapeutische Verfahren sollte von seiner inneren Faszination und Motivation für dieselben getragen sein, nur dann wird er sein in ihm schlummerndes Potential wirklich entfalten können und genügend Durchhaltevermögen für seinen weiteren Entwicklungsweg haben. Denn der Anspruch eines THP sollte deutlich ganzheitlicher als der eines konventionellen Schulmediziners sein - einen Schulmediziner "nachzuahmen", indem er ebenso Symptome zu behandeln versucht und statt schulmedizinischen Medikamenten Alternativen wie Homöopathie oder andere Verfahren einsetzt, ist nur in akuten Krankheitsfällen ein guter Weg. Ist eine Problematik bereits auf den gesamten Organismus übergegangen und somit chronisch geworden und der THP fragt genauso wenig wie der Schulmediziner nach den Ursachen und dem Entstehungsweg der sich zeigenden Symptome, wird er ebenso Unterdrückung und Symptomverschiebung erzeugen wie der Schulmediziner.

Das Problem beginnt schon in der Beurteilung der Erkrankungsebene: Wo hört "leicht / akut" auf und wo beginnt "tiefgehend / chronisch"? Ein THP der sich schon in dieser Beurteilung noch an der konventionellen Schulmedizin orientiert, wird schnell den Weg der Symptomunterdrückung und damit der Krankheitsverschiebung auf eine immer lebensbedrohlichere tiefere Ebene beschreiten. Denn das ist mit Kräutern, Homöopathie, Akupunktur, Bioresonanz etc. genauso möglich! Der dadurch erzielte schnelle Erfolg - das Symptom ist weg - verlockt Kunden und Therapeuten gerne, da der Weg der Ursachenerforschung und - eliminierung meist ein etwas längerer ist. Er lohnt sich aber, wenn ein Tier möglichst ein Leben lang gesund und fit bleiben soll. Denn die sog. Altersbeschwerden entstehen in hohem Maße durch lebenslänglich gemachte Haltungs-, Fütterungs- und vor allem Behanndlungsfehler durch Symptomunterdrückung. In meiner 9- jährigen Praxis wurden mir schon sehr viele ehemalige Hautpatienten vorgestellt, die nach einer "erfolgreichen" Behandlung der Haut organisch erkrankt sind. Die Bandbreite reichte von Asthma über Nieren- und Leberfunktionsstörungen bis hin zu zentralnervösen Störungen. Und jedesmal stand am Anfang eine Hautproblematik, deren Symptome meist mit vielen Medikamenten nach innen tiefer in den Organismus hinein gedrückt wurden - auch mit alternativen Verfahren wie Homöopathie und Phytotherapie. Hier sind die am zuverlässigsten unterdrückenden Medikamente Sulfur und Thuja! Sie stehen hier ganz vorne an, da sich damit ja so schön schnell eine vermeintliche Heilung erzielen lässt....

Ein gutes Beispiel ist auch eine so harmlos, leicht und akut erscheinende Symptomatik wie die häufig auftretende Mauke des Pferdes: Trotz sauberer Boxen und ohne Matsch tritt sie auch gerne im trockensten Sommer auf und beweist damit, daß sie in den wenigsten Fällen mit äußeren unhygienischen Zuständen oder Matschpaddocks zu tun hat. Sie muß vielmehr als ein Anzeiger für eine tieferliegende Störung des Leber- und Nierenstoffwechsels verstanden werden, die auf eine veranlagte oder erworbene Schwäche des Organismus hinweist und somit auch als eine chronische Ebene anzusehen und so zu behandeln ist. Hier nur das Symptom - die Maukestelle, bzw. die Haut - zu behandeln ohne den Stoffwechsel anzuregen und nach Fütterungsfehlern zu suchen, ist aus ganzheitlicher Sicht ein Kunstfehler. Mann könnte es damit vergleichen, daß man beim Auto das blinkende Öllämpchen einfach locker dreht, bis es nicht mehr blinkt, ohne sich um die Füllung des Öltanks zu kümmern. Nur daß selbst der Laie beim Auto das Lämpchen als Warnsignal erkennt und es leuchten lässt, bis es durch Auffüllen des Öltanks erlischt. - Wohingegen bei Mauke und vielen anderen Hauterscheinungen wie Warzen, verdickte Talgdrüsen, Ekzemen etc. nicht nur Pferdebesitzer, Schmiede, Pferdewirte und sonstige Leute vom Fach sondern auch die meisten Therapeuten - ob Schulmediziner, THPs, Osteo-, Physio- oder sonstige Therapeuten, genau dies tun: Das Warnsignal auf der Haut durch eine symptomatische Behandlung löschen und dann von Heilung sprechen. In Wirklichkeit haben sie sogar das Problem vergrößert: Denn statt den Leber - und Nierenstoffwechsel zu entlasten und zu aktivieren, wurde durch die symptomatische Behandlung dem Organismus gebotschaftet, daß er das Ventil der Haut nicht mehr zur zusätzlichen Ausleitung nutzen darf - es muß also alles im Organismus verbleiben, was über die normalen Ausleitungskanäle wegen Überlastung nicht ausgeleitet kann. Zusätzlich hat er noch Medikamente bekommen, die wiederum den Leber - und Nierenstoffwechsel belasten und ja ebenfalls verstoffwechselt und wieder ausgeleitet werden müssen - ein Teufelskreis hat begonnen, der bei einer weiteren Erkrankung mit der nächsten unterdrückenden symptomatischen Behandlung den Organismus in immer chronischere und tiefgreifendere Erkrankungsebenen führt.

Insofern ist alles, was sich auf der Haut zeigt, entweder als ein Signal aus den inneren Tiefen des Organismus zu verstehen oder als ein Signal, daß äußere Einflüsse dem Tier Stress bereiten - denn die Haut ist das abgrenzende Organ zwischen dem Organismus und seinem Umfeld. Somit ist ein ganzheitlich arbeitender THP schon bei einer auf den ersten Blick so oberflächlichen leichten Symptomatik wie einer Hauterscheinung aufgefordert, den Dingen auf den Grund zu gehen, eine Stoffwechsel anregende Therapie durchzuführen und wenn die Hauterscheinung dadurch nicht ausheilt, das Umfeld des Tieres nach Stressfaktoren zu untersuchen. Hier sollte er beim Pferd die reiterliche Nutzung auf krankmachenden Stress und die Tier-Besitzer Beziehung auf ihre Tragfähigkeit hin überprüfen können. Auch sollten seine Kenntnisse ausreichen, beurteilen zu können, ob Sattel und Hufbearbeitung individuell auf seinen Pferdepatienten abgestimmt sind - so mancher Sattel hat schon chronischen Husten verursacht, indem er auf wichtige energetische Rückenpunkte punktuellen Druck ausübte.

Dies alles gilt natürlich umsomehr, je tiefgreifender und chronischer sich die gesamte Erkrankungsebene mit ihren Symptomen darstellt.

Sucht nun ein Tierbesitzer nach "dem guten THP", so sollte er sich erstmal fragen, was er denn unter "gut" versteht: Ein schnelles Verschwinden eines Symptoms, ohne daß der Tierbesitzer in irgendeiner Art und Weise mitarbeiten oder im Umfeld des Tieres etwas ändern muß - oder kann er das Symptom als Signal verstehen und widmet sich zusammen mit dem THP der Ursachenforschung und -eliminierung bis das Symptom "von alleine" verschwindet? Je nachdem, was ein Tierbesitzer als gut empfindet, wird er auch bereit sein, dafür zu bezahlen. Und hier scheiden sich schon wieder die Geister: Ein ganzheitlicher THP, der alles oben aufgeführte beherrscht und in seine therapeutische Kunst einfließen lässt, müßte auf Grund seiner Kenntnisse und seines langen Ausbildungsweges höher bezahlt werden: Er geht den Dingen auf den Grund, das Symptom bleibt aber meist deutlich länger bestehen. Erst wenn die Krankheitsursache behandelt wird und wirkliche Heilung aus der Tiefe heraus eintritt kann sich das Symptom verabschieden, da der Organismus kein Warnsignal mehr benötigt. Meist schätzt aber der Tierbesitzer den "Symptombeheber"höher und ist bereit, für einen Besuch desselben mehr zu bezahlen, obwohl dieser nur auf der Oberfläche Symptome bearbeitet und löscht, damit häufig Unterdrückung statt Heilung erzeugt und so den Weg für tiefgreifendere Erkrankungsebenen auf dem weiteren Lebensweg des Tieres ebnet.....

THP Annette Walentin
Ganzheitliche Verfahren für Mensch und Tier
Rathausstr. 32
97508 Grettstadt
awalentin@t-online.de
www.tierheilpraxis-annette-walentin.de zurück